Antisemitismus – lang

Antisemitismus basiert für Jüdinnen*Juden auf Erfahrungen von Anfeindung, Ausgrenzung und Gewalt im Alltag. Schüler*innen beschäftigen sich mit Antisemitismus, indem sie Alltagsszenen kennenlernen, die das Vermeiden oder Abwägen bestimmter Handlungen und die Diskussion darüber sichtbar machen – etwas das für Nichtjuden für gewöhnlich unsichtbar bleibt. Sie lernen jüdische Symbole und Gegenstände kennen und werden eingeladen, diese jüdischen Erfahrungen mit ihrer Lebenswelt zu vergleichen.

Lerninhalte80 Min9.–10. Klasse

  1. „Die Juden...“
  2. Gefährlicher Gossip
  3. Vor dem Spiegel
  4. In der Kabine
  5. Im Treppenhaus
  6. Im Konzertsaal
  7. Und du?
Grafisches Muster in lila-blauGrafischer Schriftzug, der Antisemitismus sagt
Lerneinheit für Schüler*innen freigeben

Lernziele

  • Kennenlernen

    Antisemitismus aus jüdischen Perspektiven kennenlernen. 

  • Verstehen

    Die Lebenswelt einer anderen Person verstehen und sich mit Antisemitismus auf einer persönlichen Ebene beschäftigen.

  • Reflektieren

    Erfahrungen mit Antisemitismus, eigener Diskriminierung oder mit Situationen, in denen diskriminiert wird, reflektieren und den eigenen Handlungsspielraum überdenken. 

  • Anwenden

    Audios fiktionalisierter Alltagsszenen hören, einordnen und diskutieren.

Fortschritt

Die Puzzleteile zeigen den Schüler*innen ihren Fortschritt in der Lerneinheit und stehen für einzelne Lerninhalte.

Was ist Ihre Rolle als Lehrkraft?

Obwohl am Bildschirm gearbeitet wird, findet ein wichtiger Teil des Lernens gemeinsam in der Klasse statt. Sie als Lehrkraft moderieren Diskussionen, das Teilen von Ergebnissen und das gemeinsame Schauen und Hören von Medien. Die Ergebnisse von Abstimmungen werden anonym angezeigt – bei Texteingaben sind die Namen sichtbar. In den „Tipps für die Anwendung“ finden Sie pädagogische Hinweise. Das Icon zeigt Ihnen, was die Schüler*innen machen.

Diskussion

Schüler*innen diskutieren und teilen Persönliches. Das kann emotionale Reaktionen hervorrufen.

„Die Juden...“

1 Min

Was meinst du?

Kennst du Jüdinnen*Juden persönlich? Stimm ab!

Gefährlicher Gossip

9 Min

Hingeschaut!

Warum Antisemitismus gefährlicher Gossip ist? 

Schau jetzt das Video und finde es heraus.

Vor dem Spiegel

15 Min

Davidstern

An was denkst du, wenn du die Kette um den Hals der Frau siehst? 

Denk kurz darüber nach und schau dir die zwei Fotos an, um mehr über die Kette zu erfahren. 

  • Foto einer junge Frau mit Halskette

    Der Stern an der Kette heißt Davidstern. Diese Kette bekam Cathy Gelbin mit 14 Jahren von ihrer Mutter geschenkt. Der Davidstern bedeutet hier: Ich bin stolz darauf, jüdisch zu sein und zeige dies offen.

  • Halskette mit Davidstern

    Der Davidstern ist ein wichtiges Symbol des Judentums. Er schmückt die Fahne Israels. Von 193345 missbrauchen die Nationalsozialisten den Davidstern. Jüdinnen*Juden müssen einen gelben Stern an ihrer Kleidung tragen. In diesem Fall bedeutet der Stern: Die Juden gehören nicht dazu.

    Vor dem Spiegel

    Eine Kette mit Davidstern spielt eine wichtige Rolle in der nächsten Szene. Ein junger Mann steht vor dem Spiegel und wirft einen letzten Blick auf sich, bevor er Freunde in einer neuen Bar trifft. Es ist Samstagabend. Er hat sich die ganze Woche darauf gefreut, aber jetzt hat er das Gefühl, sich wegen einer Sache nicht entscheiden zu können. 

    Hör, was der junge Mann denkt, und versuch nachzuvollziehen, warum er an seiner Entscheidung zweifelt.

    Am Abend vor dem Spiegel3

    Was meinst du?

    Würdest du in der Situation des jungen Mannes die Halskette mit dem Davidstern tragen oder nicht? Stimm ab!

    Tragen oder nicht?

    Wie veränderst du manchmal dein Verhalten oder Aussehen, um zu beeinflussen, wie du von anderen wahrgenommen wirst?

    Finde dich mit einer Person zusammen und tausch dich dazu aus.

    Grafik dreier Palmen, die diskutieren.

    In der Kabine

    20 Min

    Makkabi Berlin

    Das ist Doron Bruck. Er ist Fußballspieler und Kapitän von Makkabi Berlin. Als erster jüdischer Verein nahm Makkabi 2023 am DFB-Pokal teil und spielte gegen den Erstligisten VfL Wolfsburg. Auch wenn das Spiel verloren ging, war die Teilnahme ein riesiger Erfolg für den Verein aus der fünften Liga!  

    Ein Mann mit blauem Fußballtrikot

    Doron Bruck ist Kapitän der Fußballmannschaft von Makkabi Berlin4

    Nach dem Spiel sagte Bruck:  

    „Gerade mit der Geschichte, die wir haben, bedeutet es uns sehr viel, dass wir für Furore sorgen.“

    Von welcher Geschichte spricht Doron Bruck?

    Geschichte jüdischer Sportvereine

    Makkabi Berlin ist ein jüdischer Verein. Es können aber alle Mitglied werden, egal ob jüdisch oder nicht. In Deutschland gibt es über 30 Makkabi-Vereine, zum Beispiel in Frankfurt am Main und München. Bei ihnen kannst du nicht nur Fußball spielen, sondern auch viele andere Sportarten treiben. 

    Mach das Quiz, um mehr über die Geschichte der Vereine herauszufinden. Es können teilweise mehrere Antworten richtig sein.

    Wann wurde der erste jüdische Sportverein in Deutschland gegründet?

    Warum wurden jüdische Sportvereine gegründet?

    In der Kabine

    Ein Fußballtrikot wie das von Doron Bruck spielt in der folgenden Szene eine wichtige Rolle. In den Teams von Makkabi spielen jüdische und nicht-jüdische Sportler*innen zusammen. Bei ihren Spielen kommt es oft zu Beleidigungen und manchmal sogar zu körperlichen Angriffen.  

    Hör dir an, was in der Kabine gesagt wird und versuch nachzuvollziehen, wieso die Personen so reagieren.

    Am Spieltag in der Kabine5

    Teil des Teams

    Stell dir vor, du bist Teil des Teams. Wie würdest du in der Situation reagieren? Diskutier in der Gruppe.

    Im Treppenhaus

    20 Min

    Hier hängt was schräg

    „Du sollst sie auf die Türpfosten deines Hauses und in deine Stadttore schreiben.“ (Deuteronomium, Kapitel 6, Vers 9)

    Das ist ein Zitat aus der Tora. Was soll auf die Türpfosten des Hauses geschrieben werden? 

    Schau dir die zwei Bilder an, um zu erfahren, was es mit dem Zitat auf sich hat.

    • Kleines Kästchen mit einem hebräischen Schriftzeichen; enthält ein Stück Pergament

      Ein längliches Kästchen wie dieses ist oft an Häusern und Wohnungen von Jüdinnen*Juden schräg am Türrahmen befestigt. Wie das Kästchen aussieht, kann jede*r selbst entscheiden. Ein solches Kästchen nennt man: Mesusa. Das Wort Mesusa ist Hebräisch und bedeutet Türpfosten.

    • Ein Stück vergilbtes Pergament mit hebräischem Text

      Im Kästchen wird ein gerolltes Stück Pergament aufbewahrt. Auf dem Pergament stehen Texte aus der Tora, der Heiligen Schrift im Judentum. So auch das Zitat von oben. Die Mesusa erinnert die Bewohner*innen eines Hauses oder einer Wohnung daran, dass sie mit Gott verbunden sind. Und sie zeigt: Hier leben Jüdinnen*Juden.

      Im Treppenhaus

      Eine Mesusa ist meist nicht größer, als eine Hand lang ist. Sie befindet sich am Türrahmen vieler Häuser und Wohnungen von Jüdinnen*Juden, es sei denn... 

      Hör dir an, worüber die zwei Menschen sprechen, und versuch nachzuvollziehen, wie sie ihre Entscheidung abwägen.

      Eine Begegnung im Treppenhaus8

      Riskieren oder nicht?

      Es gab eine Zeit, in der sich Anna keine großen Sorgen darüber machte, dass ihre Mesusa für ihre Nachbarn sichtbar ist. Was könnte sich verändert haben oder was beunruhigt Anna und David? Welche potenziellen Risiken könnten sie im Kopf haben?

      Schreib deine Gedanken in Stichworten ins Textfeld und erfahre mehr über Annas Entscheidung. 

      Im Konzertsaal

      15 Min

      Kippa

      Das sind Kippot. Das ist die Mehrzahl von Kippa. Das hebräische Wort Kippa bedeutet Kappe. 

      Teste dein Wissen über diese jüdische Kopfbedeckung.

      Vier runde Kopfbedeckungen aus Stoff liegen nebeneinander

      Vier Kippot9

      Wo wird eine Kippa getragen?

      Warum wird eine Kippa getragen?

      Wer darf eine Kippa tragen?

      Im Konzertsaal

      Die folgende Szene spielt in einem Konzerthaus, wo ein Ehepaar einige Minuten vor Beginn der Vorstellung erwartungsvoll zusammensitzt. 

      Hör dir an, was die Frau erzählt und versuch nachzuvollziehen, warum ihr Mann mit „Nein“ antwortet.     

      Eine Frau erzählt über ein Erlebnis im Konzerthaus10

      Was könnten die Gründe sein, warum der Mann hier mit Nein antwortet?

      Denk kurz darüber nach und hör dann die Antwort des Mannes.

      Eine Frau erzählt, was ihr Mann beim Konzert gesagt hat11

      Machen oder nicht?

      Warum denkt der Mann, dass sein Handeln so bewertet werden würde? 

      Schreib deine Gedanken ins Textfeld und erfahre mehr über die Hintergründe. 

      Und du?

      0 Min

      Welche Frage interessiert dich?

      Warst du überrascht über eine der Szenen, die du kennengelernt hast? Und hast du selbst schon einmal eine Situation erlebt, in der du deine Handlung oder Entscheidung in Frage gestellt hast?

      Wähl eine Frage aus.

      1. Stimmt dein Wissen über jüdisches Leben in Deutschland mit dem überein, was du hier gesehen, gelesen und gehört hast? Was stimmte überein? Was hat dich überrascht?
      2. Was wäre deine Szene? Schreib eine Szene über eine Situation in deinem Leben, in der du eine Entscheidung, ein Kleidungsstück oder eine Handlung in Frage gestellt hast.
      3. Was müsste in unserer Gesellschaft passieren, damit alle Menschen freier handeln könnten? 
      Grafik einer Palme, die ihr Spiegelbild betrachtet.

      Diese Lerneinheit für Schüler*innen freigeben

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      Grafisches Muster in lila-blauGrafischer Schriftzug, der Antisemitismus sagt